Ulrich Weinzierl ist gegangen.

Manche gehen auf ihre eigene Art. Mein alter Freund Ulrich Weinzierl würde einen eigenen Weg wählen, davon waren wir seit Jahren überzeugt. Und heute hat er diesen genommen. Er verließ uns durch einen unverschuldeten Zimmerbrand in seiner gemütlichen Wohnung voller Bücher und Gemälde, in der wir viele Abende verbracht haben – meist bei Champagner und Brötchen, aber vor allem mit anregenden Diskussion.

Die Liebe zur Geschichte, zur Literatur hat uns ebenso verbunden wie die Liebe zu wunderbaren Freunden. Unsere Interessen trafen sich vor vielen Jahrzehnten, als wir uns bei den Heurigen meiner legendären Tante Elisabeth Kronfeld kennenlernten. Unsere Beziehung wuchs und gedieh gemeinsam mit Freunden, wir trafen uns in Wien und zur Festspielzeit in St. Gilgen. Unsere Forschungsgebiete begegneten einander immer wieder – ich erinnere mich an Ulrichs Buch über Hugo von Hofmannsthal. Meine erste Frage lautete: Warum schreibst Du ein Buch über jemanden, den Du hasst? Viele Diskussionen folgten. Auch Hermynia zur Mühlen verband uns – denn sein Sammelband kam ungefähr zur selben Zeit heraus wie mein Buch über den Traunsee, wo Hermynia so manchen Sommer verbrachte.

Wir lebten mit Poldi und Melchior – der Dackel Poldi verfetzte einmal eine Luftmatratze in St. Gilgen – Ulrich war untröstlich, wir jedoch amüsiert über Poldis Kampfgeist. Der Erpel Melchior sorgte immer für Fröhlichkeit – er lebte im Innenhof, irritierte die Nachbarn und war doch ein sehr geliebtes Tier.

Ulrich erwies sich vor allem in privaten Situationen als treuer, wunderbarer, hilfreicher Freund – dies werde ich ihm nie vergessen. In den vergangenen Jahren kämpfte er mit seiner Gesundheit, wir alle versuchten, ihm zu helfen, ihn zu unterstützen – und doch war uns unsere Machtlosigkeit bewusst. Es ging ihm nicht gut, zuletzt telephonierte ich mit ihm am Weihnachtstag – kein Jahr verging ohne Weihnachtswünsche. Auch seine zahlreichen Nachrichten, wenn ich wieder einmal etwas auf Ö1 beisteuern durfte, blieben nie unkommentiert. Bis auf das Radiokolleg in der ersten Jännerwoche – da schrieb er mir nicht.

Nun ist Ulrich, dieser wunderbare, gescheite, treue, verrückte und liebevolle Freund gegangen – er wird uns sehr fehlen. Wir können nur hoffen, dass es ihm nun besser geht und er uns mit Liebe weiter begleitet. So wie wir ihn!

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Ulrich Weinzierl ist gegangen.

Manche gehen auf ihre eigene Art. Mein alter Freund Ulrich Weinzierl würde einen eigenen Weg wählen, davon waren wir seit Jahren überzeugt. Und heute hat er diesen genommen. Er verließ uns durch einen unverschuldeten Zimmerbrand in seiner gemütlichen Wohnung voller Bücher und Gemälde, in der wir viele Abende verbracht haben – meist bei Champagner und Brötchen, aber vor allem mit anregenden Diskussion.

Die Liebe zur Geschichte, zur Literatur hat uns ebenso verbunden wie die Liebe zu wunderbaren Freunden. Unsere Interessen trafen sich vor vielen Jahrzehnten, als wir uns bei den Heurigen meiner legendären Tante Elisabeth Kronfeld kennenlernten. Unsere Beziehung wuchs und gedieh gemeinsam mit Freunden, wir trafen uns in Wien und zur Festspielzeit in St. Gilgen. Unsere Forschungsgebiete begegneten einander immer wieder – ich erinnere mich an Ulrichs Buch über Hugo von Hofmannsthal. Meine erste Frage lautete: Warum schreibst Du ein Buch über jemanden, den Du hasst? Viele Diskussionen folgten. Auch Hermynia zur Mühlen verband uns – denn sein Sammelband kam ungefähr zur selben Zeit heraus wie mein Buch über den Traunsee, wo Hermynia so manchen Sommer verbrachte.

Wir lebten mit Poldi und Melchior – der Dackel Poldi verfetzte einmal eine Luftmatratze in St. Gilgen – Ulrich war untröstlich, wir jedoch amüsiert über Poldis Kampfgeist. Der Erpel Melchior sorgte immer für Fröhlichkeit – er lebte im Innenhof, irritierte die Nachbarn und war doch ein sehr geliebtes Tier.

Ulrich erwies sich vor allem in privaten Situationen als treuer, wunderbarer, hilfreicher Freund – dies werde ich ihm nie vergessen. In den vergangenen Jahren kämpfte er mit seiner Gesundheit, wir alle versuchten, ihm zu helfen, ihn zu unterstützen – und doch war uns unsere Machtlosigkeit bewusst. Es ging ihm nicht gut, zuletzt telephonierte ich mit ihm am Weihnachtstag – kein Jahr verging ohne Weihnachtswünsche. Auch seine zahlreichen Nachrichten, wenn ich wieder einmal etwas auf Ö1 beisteuern durfte, blieben nie unkommentiert. Bis auf das Radiokolleg in der ersten Jännerwoche – da schrieb er mir nicht.

Nun ist Ulrich, dieser wunderbare, gescheite, treue, verrückte und liebevolle Freund gegangen – er wird uns sehr fehlen. Wir können nur hoffen, dass es ihm nun besser geht und er uns mit Liebe weiter begleitet. So wie wir ihn!

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