Am 19. April hat die Volksoper die Produktion „Lass uns die Welt vergessen“ wieder aufgenommen. Das Besondere daran war der Besuch der Familie von Viktor Flemming, einem der Hauptproponenten. Er galt in der Zwischenkriegszeit als Publikumsliebling, trat als Cover des großen Hubert Marischka auf und gehörte zu den Pionieren des neuen Medium Radios. Dafür produzierte er ganze Operettenmitschnitte und Konzerte, oftmals mit Kollegen und Kolleginnen der Volksoper als Mitwirkende. Sein Leben endete tragisch: Geflüchtet nach Luxemburg wird er dort von den Nationalsozialisten eingeholt und in Theresienstadt inhaftiert. Dort gibt es eine zentrale Kartothek der „Transporte“ – in tschechischer Sprache. Diese besagt, dass seine „Deportation in den Osten“ mit dem Transport 1644 am 28. Oktober 1944 erfolgt. Alles Weitere bleibt im Dunkeln.

Viktor hatte einen Cousin, Ignaz. Ihm gelang die Flucht nach England, mehr habe ich nie recherchiert.

Plötzlich erreicht mich ein E-Mail von Mitzi Smith. Und sie stellt sie als Ignaz‘ Urenkelin vor. Bei Recherchen zu Viktor ist sie auf mein Buch und die Volksopernproduktion gestoßen.  Und heute war sie da: mit ihrer Schwester Hollie, ihrer Mutter Caroline und ihrer Großmutter Rosaly, die mir erzählte, dass ihr Vater Ignaz mit Viktor nicht nur wie Brüder eng verbunden war, sondern auch noch fast identisch aussah. Was für ein Zusammentreffen! Das Team der Volksoper bereitete ihnen einen wunderbaren und sehr liebevollen Empfang, nach der Vorstellung traf die Familie das ganze Ensemble, vor allem aber Ben Connor, den Darsteller von Viktor. Ein emotionaler Moment für alle mit einigen Tränen. Und ein sehr schmerzlich-intensiver Abend für die Familie, die auf der Bühne Viktors Verhaftung hautnah erlebte.

Darum schreibe ich Bücher, darum recherchiere ich Familiengeschichten. Um solche Momente zu ermöglichen, um vertriebenen Familien ihre Vergangenheit zurückzugeben.

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Am 19. April hat die Volksoper die Produktion „Lass uns die Welt vergessen“ wieder aufgenommen. Das Besondere daran war der Besuch der Familie von Viktor Flemming, einem der Hauptproponenten. Er galt in der Zwischenkriegszeit als Publikumsliebling, trat als Cover des großen Hubert Marischka auf und gehörte zu den Pionieren des neuen Medium Radios. Dafür produzierte er ganze Operettenmitschnitte und Konzerte, oftmals mit Kollegen und Kolleginnen der Volksoper als Mitwirkende. Sein Leben endete tragisch: Geflüchtet nach Luxemburg wird er dort von den Nationalsozialisten eingeholt und in Theresienstadt inhaftiert. Dort gibt es eine zentrale Kartothek der „Transporte“ – in tschechischer Sprache. Diese besagt, dass seine „Deportation in den Osten“ mit dem Transport 1644 am 28. Oktober 1944 erfolgt. Alles Weitere bleibt im Dunkeln.

Viktor hatte einen Cousin, Ignaz. Ihm gelang die Flucht nach England, mehr habe ich nie recherchiert.

Plötzlich erreicht mich ein E-Mail von Mitzi Smith. Und sie stellt sie als Ignaz‘ Urenkelin vor. Bei Recherchen zu Viktor ist sie auf mein Buch und die Volksopernproduktion gestoßen.  Und heute war sie da: mit ihrer Schwester Hollie, ihrer Mutter Caroline und ihrer Großmutter Rosaly, die mir erzählte, dass ihr Vater Ignaz mit Viktor nicht nur wie Brüder eng verbunden war, sondern auch noch fast identisch aussah. Was für ein Zusammentreffen! Das Team der Volksoper bereitete ihnen einen wunderbaren und sehr liebevollen Empfang, nach der Vorstellung traf die Familie das ganze Ensemble, vor allem aber Ben Connor, den Darsteller von Viktor. Ein emotionaler Moment für alle mit einigen Tränen. Und ein sehr schmerzlich-intensiver Abend für die Familie, die auf der Bühne Viktors Verhaftung hautnah erlebte.

Darum schreibe ich Bücher, darum recherchiere ich Familiengeschichten. Um solche Momente zu ermöglichen, um vertriebenen Familien ihre Vergangenheit zurückzugeben.

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